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ERNST MAY. Architekt und Stadtplaner in Afrika 1934–1953

9. März 2001 – 0:008. Mai 2001 – 0:00

9. März bis 8. Mai 2001

Ernst May (1886-1970), den in Frankfurt geborenen Architekten und Stadtplaner, kennt die Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts als Vorreiter eines sozialen Wohnungs- und Städtebaus. Einen Namen machte er sich durch die vorbildlichen Wohnsiedlungen, die er zwischen 1925 und 1930 als Stadtbaurat des legendären “Neuen Frankfurt” errichten ließ. Seine umfassende, modellhaft entwickelte Reformstrategie für die moderne Großstadt fand damals weltweite Aufmerksamkeit.

Weit weniger geläufig als das “Neue Frankfurt” sind Ernst Mays spätere Arbeiten in der Emigration. Nachdem in Deutschland die Weltwirtschaftskrise den Wohnungsbau zusammenbrechen ließ, war er in die Sowjetunion gegangen, um neue Industriestädte zu planen. Als dort 1933 die ausländischen Experten nicht mehr gefragt waren und Mays Vertrag nicht verlängert wurde, war in Deutschland bereits Hitler an der Macht. May entschied sich für ein ungewöhnliches Exil – er kaufte 1934 eine Farm in Ostafrika. Aber schon bald saß er am Reißbrett in Nairobi, der Hauptstadt der britischen Kolonie Kenia, nachdem sich sein wirklicher Beruf herumgesprochen hatte.

Die Ausstellung konzentriert sich auf den bislang unbekannten Ernst May: den Architekten im afrikanischen Exil, das für ihn zwanzig Jahre dauern sollte, viermal länger als seine Frankfurter Periode. Der einst mächtige Stadtbaurat hatte sich als normaler Architekt durchzuschlagen, ohne die Machtfülle einer großen Verwaltung. Farmer und Fabrikanten waren nun die Bauherren, und die verlangten mitunter traditionellen englischen Landhausstil mit Satteldach und Kamin, den ihnen der Architekt des “Neuen Frankfurt” ebenso virtuos realisierte wie seine modernen Bauten. May`s eigenes “Haus Karen” bei Nairobi aus dem Jahr 1937 entstand dagegen in den Formen der importierten Moderne mit Flachdach in weißen kubischen Volumen. Einer der wichtigen Auftraggeber dieser Jahre war der Aga Khan, der für die Ismaeliten in Kenia eine Schule und eine avantgardistisch aufgeständerte Klinik errichten ließ.

Ideen des “Neuen Frankfurt” werden nicht nur als Formzitate sichtbar, sondern auch als Strategien zur Behausung der afrikanischen Bevölkerung, die in den 40er und 50er Jahren vom Dorf in die Städte drängte. Die Stadterweiterung von Kampala in Uganda zeigt deutlich das Konzept der durch Naturzonen abgegrenzten Trabantensiedlung, das May einst für Breslau und Frankfurt entwickelt hatte. Dagegen scheiterte der Gedanke, die einst für Frankfurt entwickelte Industriebauweise – in den 20er Jahren eine Pioniertat, nicht zu verwechseln mit den monströsen Übertreibungen der “Platte” in den 60er und 70er Jahren -für einen angepaßten sozialen Wohnungsbau nach Afrika zu verpflanzen. Ein 1945 gebauter Prototyp aus Betonfertigteilen, der im Umriß eine Eingeborenenhütte nachahmte, fand nicht die Billigung der Afrikaner, die Schlichtbauten nicht akzeptierten: wenn schon Häuser für die Zuwanderer, dann doch bitte solche wie für die Europäer.

Bezeichnend für die Kontraste einer Kolonialgesellschaft waren zwei Nachkriegsbauten Ernst Mays. In der Mitte der 50er Jahre entstand mit elegantem Kurvenschwung und dekorativer Fassade Mays letztes Werk in Kenia, das für weiße Urlauber errichtete Oceanic Hotel am Strand bei Mombasa. Bescheidener, jedoch in die Zukunft weisend erscheint das 1952 realisierte Kulturzentrum der Genossenschaft der schwarzen Kaffeepflanzer in der Kleinstadt Moshi an den Hängen des Kilimandscharo. Mit ihm läßt May die Bezüge der kolonialen Society hinter sich, um für die zukünftigen Herren des später unabhängig gewordenen Landes zu arbeiten. Gemeinsam sind beiden Bauten die architektonischen Mittel, mit denen May seine europäische Moderne den Gegebenheiten im feuchtheißen Ostafrika anpaßte. Beeindruckend schön gelangen ihm die in vielen Formen auftretenden Sonnenblenden und die vielfach perforierten Wände, die für stetige Ventilation sorgen sollten.

Unter den Emigranten des Naziregimes zählt Ernst May zu den wenigen, die nach Kriegsende zurückkehrten. Als ihm 1954 die Chance geboten wurde, im westdeutschen Wiederaufbau modernen Städtebau zu betreiben, hielt es ihn nicht länger in Afrika: “20 Jahre – obwohl es dort herrlich war – sind genug.”

Das DAM würdigte Ernst May erstmals zum 100. Geburtstag im Jahre 1986 mit einer Ausstellung und einem Katalogbuch, mit Schwerpunkt auf dem “Neuen Frankfurt”.

Die aktuelle, von Wolfgang Voigt verantwortete Ausstellung zeigt das für Afrika entstandene Werk in Originalzeichnungen, Plänen, Fotos sowie außerdem in einer Reihe von Modellen, die eigens von Studenten der TU Darmstadt angefertigt wurden. Die Originale verdankt das DAM dem Kunsthistoriker Eckhard Herrel, der sie Anfang der 90er Jahre im früheren Büro Ernst Mays in Kenia aufspürte und mitbrachte. Sie wurden in der Sammlung des DAM mit älteren Teilen des Nachlasses vereinigt.

Details

Beginn:
9. März 2001 – 0:00
Ende:
8. Mai 2001 – 0:00
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Ort

DAM Deutsches Architekturmuseum
Henschelstr. 18
Frankfurt / M., Hessen D-60314 Deutschland
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+49 (0)69 212-38844

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