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ARCHITEKTUR ZUM ANFASSEN. FSB Greifen und Griffe

5. Oktober 2002 – 0:005. Januar 2003 – 0:00

Architecture within our grasp. FSB handle culture

5. Oktober 2002 – 5. Januar 2003

Das Deutsche Architektur Museum präsentiert unter dem Titel „Architektur zum Anfassen. FSB Greifen und Griffe“ Türdrücker der Moderne. Türdrücker sind zum Anfassen da, sie fordern den Benutzer geradezu dazu auf. Die Form des Griffs weist der Hand den Platz, an dem sie anpacken und hinunterdrücken soll. Liegt der Türdrücker gut in der Hand, dann weist er die von Otl Aicher geforderten vier entscheidenden Elemente auf: Zeigefingerkuhle, Daumenbremse, Ballenstütze und Greifvolumen. – Aber sind Türgriffe Architektur ? Sie sind Teil der Tür, damit letztlich Bestandteil des Bauwerks. Sie sind Architektur en miniature und Spiegelbilder der künstlerischen Haltung ihrer Schöpfer. Nirgendwo wird das so deutlich wie bei dem berühmten Türdrücker von Walter Gropius und Adolf Meyer, den diese für das Musterhaus am Horn in Weimar 1922 entwarfen und der als Bauhaus-Drücker in die Designgeschichte einging. Er besteht aus rein stereometrischen Formen, wie sie Gropius für das „Neue Bauen“ forderte. Der Türdrücker, den der Philosoph Ludwig Wittgenstein 1927/28 für das Haus seiner Schwester in Wien, fertigen ließ, ist eine einfache technische Lösung in einer „schlichten“ Form. Er verweist auf die Grundlagen von Wittgensteins Philosophie, welche die Mechanik als Paradigma der Wissenschaften betrachtet.

Mit den Idealen des Gesamtkunstwerkes der jungen Moderne um 1900 gewann auch ein so kleiner Gegenstand wie der Türdrücker an Bedeutung. Viele der seriell produzierten Türdrücker waren zunächst für bestimmte Gebäude entworfen worden. So schuf Richard Riemerschmid um 1910 einen schmucklosen Türdrücker für die Deutschen Werkstätten in Hellerau, Hans Poelzig den „Reichsreformdrücker“ für den IG-Farbenkomplex in Frankfurt und später Max Bill einen eigenen Türdrücker für die Ulmer Hochschule. Für die zeitgenössischen Architekten und Designer ist es vor allem die Firma FSB in Brakel, die ihnen die Möglichkeit eröffnet, ihre Türdrückerentwürfe bis zu seriellen Produkten reifen zu lassen.Den Anstoß dazu gab der mittlerweile legendäre Workshop in Brakel im Jahre 1986, zu dem der damalige Geschäftsführer von FSB Jürgen W. Braun namhafte Architekten und prominente Designer aus aller Welt eingeladen hatte.

Die Ausstellung thematisiert das Verhältnis von Gebäude und Türdrücker. Wie spiegelt der Türdrücker die architektonische Konzeption des Gebäudes und die Architektursprache seines Entwerfers wider ? Von den oben genannten historischen Türdrückern bis zu den neuesten Produkten von FSB – Türdrücker von rahe+rahe für das Campusgebäude in Dessau, Türdrücker von Hans Kollhoff für die Berliner Leibnitzkolonnaden oder Christoph Mäcklers Türdrücker für den Umbau der Ofenhalle der Degussa in Hanau – sind dreizehn Gebäude und ihre Türdrücker zu sehen. Neben dieser Präsentation arbeitet die Ausstellung mit surrealistischen Irritationen, die um das Thema „Öffnen und Schließen“ kreisen:ein Filmausschnitt aus „Orphée“von Jean Cocteau mit Jean Marais, ein Nachbau der Tür „Gradiva“ von Marcel Duchamp, eine Kopie des Gemäldes von Renée Magritte. Um die Griffeigenschaften und die berühmten vier Gebote des Greifens zu testen, gibt es für die Besucher haptische Boxen.

Ausstellungskonzeption und Gestaltung übernahmen für das DAM die Kuratoren Bettina Rudhof und Falk Horn.

Zur Ausstellung im DAM erscheint ein Katalogbuch herausgegeben von Ursula Kleefisch-Jobst und Ingeborg Flagge im anabas-verlag Darmstadt. Es enthält Beiträge von Gernot Böhme, Gerda Breuer, Oliver Elser, Heidi Helmhold, Alban N. Herbst, Barbara Mundt, Stephan Ott, Dagmar Steffen, Jörg Stürzebecher, Jan Teunen.
Die Autoren beschäftigen sich in wissenschaftlichen, literarischen und auch satirischen Texten mit Türdrückern und Griffen, dem Greifen und Be-greifen. „Türdrücker sind Mittel der Weltentdeckung“, bemerkt der Philosoph Gernot Böhme in seinem Beitrag. Große Worte über einen kleinen Gegenstand, der aber, einmal in den Blick genommen, nicht nur Türen öffnet, sondern Welten erschließen kann. In diesem Sinne ist eher ein Lesebuch für Entdeckungsfreudige entstanden, in dem die Autoren aus dem Blickwinkel ihres jeweiligen Betätigungsfeldes ihre eigene Klinken-Welt öffnen.

Ausstellung und Katalog wurden mit finanzieller Unterstützung von FSB realisiert.

 

Details

Beginn:
5. Oktober 2002 – 0:00
Ende:
5. Januar 2003 – 0:00
Veranstaltungskategorie:
Veranstaltung-Tags:
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Ort

DAM Deutsches Architekturmuseum
Henschelstr. 18
Frankfurt / M., Hessen D-60314 Deutschland
Telefon:
+49 (0)69 212-38844

Organisator

DAM-Deutsches-Architekturmuseum
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E-Mail:
info.dam@stadt-frankfurt.de
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